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„De Stockbirnscher" ist eine aus 16 Personen bestehende Gesangsgruppe, deren Sängerinnen und Sänger aus vier Ortschaften des Marktfleckens Mengerskirchen im Westerwald kommen.Sie gehören zum 1984 gegründeten „Turmmuseumsverein Schloss Mengerskirchen“, dem sie letztlich auch ihre Existenz verdanken. Bei einem der ersten Mundartabende des Turmmuseumsvereins im Jahr 1986 schlossen sich sechs tanzfreudige Paare zusammen, die gemeinsam Tänze einstudierten.Als der Vorsitzende des Turmmuseumsvereins, der auch zur Tanzgruppe gehörte, verstarb, wurde aus der Tanzgruppe ein Chor. Ganz aufhören, dafür lag ihnen die Brauchtumspflege doch zu sehr am Herzen. Also begannen sie zu singen, in ihrem heimatlichen Dialekt mit den für die Dörfer typischen Spracheigentümlichkeiten. „Die Mengerschkerjer hawwe sich an des Winkelser Platt gewöhnt“, verrät Marlies Reiferth schmunzelnd, ihrerseits für die organisatorischen Angelegenheiten der Gruppe zuständig. Mit Piet van Minnen bereichert auch ein „Exot“ aus den Niederlanden die Stockbirnscher. „Ich habe ein Handicap, ich kann kein Platt“, sagt er mit einem wunderbaren holländischen Akzent. Trotzdem macht ihm das Singen Spaß, denn dank der phonetischen Schreibweise der Texte fällt es ihm nicht allzu schwer. „ Er singt platt wie Mireille Mathieu deutsch singt“, kommentiert eine Frau van Minnens Sangeskünste trocken.Mit viel Freude und Engagement tragen die Stockbirnscher ihre Lieder und Texte in mittelhessischer Mundart vor, um sie den Menschen näher zu bringen. „Wir sprechen untereinander Platt, also wollen wir auch in unserem Dialekt singen, erklären sie im Brustton der Überzeugung und bedauern, dass viele mit ihren Kindern heutzutage nur noch hochdeutsch sprechen. Seit ihrem ersten Auftritt im Jahr 1994 haben die „Stockbirnscher“ inzwischen mehr als 30 Lieder veröffentlicht und auch schon eine CD herausgebracht. Zu ihrem Repertoire gehören viele selbst gedichtete und vertonte Lieder, aber auch bekannte Melodien mit neuem Text. Willi Schoth, ein bekannter Mundartdichter aus Elz, schreibt seit Jahren Lieder für die „Stockbirnscher“, die das alltägliche Leben zum Inhalt haben. „Mer wolle singe“, „Schwetz platt met de Leu“ oder „Net gescholle es genunk gelobt“, heißt es bei den Auftritten der Sängerinnen und Sänger aus dem Westerwald, die übrigens immer mit dem berühmten Ausruf „Hui Wäller? Allemol!“ die Bühne betreten.Die instrumentale Begleitung der Gruppe liegt in den Händen von Bernd Eckerth, der nicht nur mit dem Schifferklavier für den richtigen Takt sorgt, sondern auch selbst Lieder schreibt. Überhaupt sind die Damen und Herren sehr kreativ, denn zu jedem runden Geburtstag eines Sangesfreundes wird neu gedichtet, und das selbstverständlich alles auf Platt.Derzeit gehören mit Anita Buckard, Marlene Eckerth, Bernd Eckerth, Brigitte Grein, Manfred Grein, Erhard Hallen, Eva Ohly, Helga Radu, Norbert Radu, Marlies Reiferth, Josef Reiferth, Annemarie Schermuly, Helmut Schermuly, Willi und Ingeburg Diehl und Norbert Schuld insgesamt 16 Frauen und Männer zu den Stockbirnschen, die bei ihren Auftritten stets eine wunderschöne Tracht tragen.Bleibt nur noch zu klären, wie „De Stockbirnscher“ aus Mengerskirchen, die übrigens auch dem "Verein zur Erhaltung der mittelhessischen Mundart und Kultur" (VEMUK) angehören, zu ihrem Namen gekommen sind. "Stockbirnsche" ist keine Birne, sondern ein kleiner und harter Apfel (s.u.). Doch gekocht und mit etwas Zucker schmeckt er richtig gut. Das sei ein passender Name für die Gruppe, entspreche er doch der Charakteristik der Westerwälder, so die einhellige Meinung der Mitglieder. Außerdem sei Stockbirnsche eine vom Aussterben bedrohte Apfelsorte, gleiches gelte schließlich auch für die mittelhessische Mundart. Damit das nicht der Fall ist, werden die Mengerschkerjer Stockbirnscher sicherlich noch viele Auftritte zu absolvieren haben.Text und Fotos: Dorothee Henche
Vorstellung der Stockbirnscher als Audiodatei:
und hier auf YouTube
Es wurde bereits eine CD mit 23 Titeln produziert
Der größte Erfolg der Stockbirnscher bisher war die Wahl unter die ersten fünf mittelhessischen Mundartgruppen bei der Veranstaltung "Mir singe off platt"
Bericht und Bilder finden Sie hier:
Plakatwerbung für die 1. Mundartmesse
Pressebericht des Weilburger Tageblattes
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