1. OBJEKTBESCHREIBUNG

 

Die Burg, im Besitz der Gemeinde, wird in gutem baulichem Zustand erhalten. Sie liegt am östlichen Ende des Ortes. Der Schloßhof war nach Süden durch eine Mauer abgeschlossen, die jetzt noch in ca. 3 m Höhe erhalten ist und wie die ganze Burg aus Basaltstein-Mauerwerk besteht; ein jetzt zerstörtes Tor in derselben ist durch zwei im Halbkreis vortretende, nach innen offene Türme geschützt. Ein Graben, der sich vor der Ostfront hingezogen hat, ist jetzt zu einem Garten eingeebnet.

Der Haupt-Wehrbau, wohl der älteste Teil der Talburg, ist ein an der Südwest-Ecke stehender Wohnturm, dem sich südlich ein ebenso hoher Bauteil vorlegt. Er hat fünf Geschosse, mit rippenlosen flachbogigen Kreuzgewölben überdeckt, die in den letzten Jahrzehnten des vorigen Jahrhunderts eingestürzt sind. Die Verbindung der Geschosse ist durch eine im einspringenden Winkel der beiden Türme liegende Wendeltreppe hergestellt. Die Türen am Turmbau sind spitzbogig mit Hohlprofilen, die sich am Sockel und Scheitel durchringen.

An den Turmbau schließt sich nach Norden ein weiterer Flügel an, der sich in stumpfem Winkel nach Osten zieht und in seinem Obergeschoß teilweise aus Fachwerk besteht. Er hat in der Mitte der Hoffront einen zweiten, größeren Treppenturm. Aus der nach dem früheren Graben gerichteten Außenfront tritt ein Rundturm vor, der mit einem flachen Notdach bedeckt ist.

Die Decken dieses Flügels sind im Erdgeschoß teilweise gewölbt. Nach Lotz könnte dieser Bauteil von einem Neubau des Grafen Johann Ludwig von Nassau-Hadamar herrühren, der 1635 vollendet wurde. Sicher ist, daß dessen Sohn Moritz Heinrich, der 1653 zur Regierung kam, den die Nordseite des Hofes abschließenden niedrigen Flügel errichten ließ, der jetzt als Stallungen benutzt wird. Er öffnet sich nach dem Hof in einer Säulenhalle von fünf Halbkreisen auf bauchigen Säulen toskanischer Ordnung, die auf würfelförmigen Basen ruhen und an den Kapitellen die Inschrift tragen: MAURITIUS HENRICUS. ERNESTINA CONJUX NASSOVICI. ANNO DOMINI MDCLXII (1662)

 

2. RESTAURATORISCHE VORUNTERSUCHUNG

 

Um die Raumfassung in all ihren historischen Phasen sowie in der materiellen Beschaffenheit - auch unter werkstoffgeschichtlichen Gesichtspunkten - ihrem Alter, den Schäden und Schadensursachen zu erfassen, wurde im Februar 1985 eine objektbezogene restauratorische Voruntersuchung in Auftrag gegeben.

 

2.1 Ziel der Voruntersuchung

 

Die Untersuchungen sollten, soweit möglich, durch archivarische Quellen abgesichert bzw. eingeengt und durch naturwissenschaftliche Untersuchungen vervollständigt, die die Grundlage für ein objektbezogenes denkmalpflegerisches Gesamtkonzept ergeben.

Um die Geschichte des Objektes sowie die früher durchgeführten Maßnahmen zu erfassen, wurden zunächst die teilweise vorhandenen Archivunterlagen und Baubeschreibungen gesichtet, ausgewertet und chronologisch zusammengefasst. Zu der Objektbeschreibung konnte dann eine sachbezogene Dokumentation des angetroffenen Zustandes (Bestands aufnähme) erstellt werden.

Die unterschiedlichen Untersuchungen sollten neben dem Erfassen des historischen und substantiellen Bestandes mit seinen Veränderungen und der Erforschung der Schadensursachen detaillierte Aussagen über den Erhaltungszustand der zeitlich unterschiedlichen Putz- und Farbfassungen ergeben.

Um für notwendige Sicherungs-, Konservierungs-, Restaurierungs- und Renovierungsmaßnahmen eine ca. Zeit- und Kostenübersicht zu erhalten, wurden kleine gezielte und objektbezogene Arbeitsproben durchgeführt.

Nach der Auswertung aller Untersuchungsergebnisse erfolgte, soweit möglich, die Zusammenstellung eines detaillierten Maßnahmenkataloges für die einzelnen Konservierungs- und Restaurierungsarbeiten.

Das Gesamtkonzept der vorbereitenden Untersuchungs- und Dokumentationsarbeiten wurde so angelegt, daß sich daran alle weiteren Maßnahmen anschließen lassen konnten (Fortschreitbarkeit).

 

3. ZUSTANDSBESCHREIBUNG VOR BEGINN DER UNTERSUCHUNGSARBEITEN

 

3.1. Allgemeine Feststellung über den Zustand

 

Insgesamt schlechter Erhaltungszustand der gesamten Raumschale durch:

- Vielzahl von Eingriffen

- Veränderungen

- Flick- und Ausbesserungsarbeiten

- Feuchtigkeitsschäden

- bauphysikalische Schäden

- allgemeine Abnutzungserscheinungen

 

3.2 Optisch erkennbare Schäden

 

- partielle Ablösungen der verschiedenen Putz- und Farbschichten vom Untergrund

- Spannungen innerhalb der Putzschichten

- Risse unterschiedlicher Länge und Breite (statische und putztechnische)

- kleinere Putzausbrüche mit Fassungsverlusten im Rißbereich und teilweise in der Fläche

- partiell aufgerissene Verschneidungslinien an den Wand- und Gewölbeanschlüssen

- jüngere unsachgemäß ausgeführte Putzausbesserungen (vermutlich mehrere Ausbesserungsphasen)

  im  Gewölbe- und Wandbereich

- Schab- und Kratzspuren von früheren handwerklich durchgeführten Renovierungsmaßnahmen

- partielle Anstrichverfärbungen durch Wassereinbruch

- falsche Instandsetzungsarbeiten (Überputzungen)

- mechanische Beschädigungen in Form \ Löchern, Kratzern usw.

 

3.3 Vermutliche Schadensursachen

 

- partielle Verformung und Verschiebung der Konstruktion

- Feuchtigkeitsschäden

- bauphysikalische Mängel

- mechanische Beschädigungen und falsche Reparaturmaßnahmen

 

4. KURZE ZUSAMMENFASSUNG

 

Anhand der Befunde ergaben sich für die Kemenate zwei Verputzphasen mit insgesamt neun unterschiedlichen Farbfassungen, wobei Flick- und Ausbesserungsarbeiten nicht berücksichtigt wurden und auch in keinem Zusammenhang mit den Farbbefunden in anderen Räumen eine Auswertung erfahren haben.

Einzelergebnisse. Auf dem kleinen bis mittelformatigen Bruchsteinmauerwerk der Gewölbe- und Wandflächen wurde zur ersten nachweisbaren Putzschicht ein einlagig aufgetragener bräunlichgelber Kalkmörtelputz festgestellt.

Die geglättete Putzoberfläche wurde zunächst zweimal weiß überkalkt.

Auf diesen Kalkschichten befindet sich die bereits in vorhandenen Fehlstellen erkennbare, in SECCO-Technik ausgeführte, figürliche und omamentale Bemalung. Die qualitätvolle Ausmalung ist im Gewölbe- und Eingangsbereich durch jüngere Putzausbesserungsarbeiten zerstört worden.

Zu den darauffolgenden Farbfassungen wurden im wesentlichen nur helle einfarbige Kalk-und Binderfarbanstriche festgestellt.

Ausnahme bilden hier Reste von mehrfarbigen Oberflächengestaltungen in Form von Rollstempel- und Wickelmustern mit unterschiedlich breiten Begleitstrichen und -bändern.

Die v g. Farbreste dürften bis in die 20er Jahre des 20. Jh. Anwendung gefunden haben und wurden dann meist von maschinell hergestellten Tapeten abgelöst.

 

5. DENKMALPFLEGERISCHES GESAMTKONZEPT

 

Auf der Grundlage der Voruntersuchungsergebnisse wurde von allen Beteiligten ein objektbezogenes, denkmalpflegerisches Gesamtkonzept erarbeitet.

Aufgrund der arbeitstechnischen Notwendigkeit (Abplatzungen der jüngeren Überfassungsschichten) und des späteren Nutzungskonzeptes (Museum) einigten sich die Beteiligten auf eine flächenhafte Freilegung des qualitätvollen Malereibestandes mit gleichzeitig durchzuführenden schadensvorbeugenden und substanzerhaltenen Maßnahmen.

Die volle Übereinstimmung zwischen der Gemeinde Mengerskirchen, dem Ltd. Restaurator und dem Landesamt für Denkmalpflege ist an dieser Stelle besonders zu betonen.

 

6. DURCHGEFÜHRTE KONSERVIERUNGS- UND RESTAURIERUNGSMASSNAHMEN

 

Das Ziel der Konservierungs- und Restaurierungsmaßnahmen an der Ausmalung war die Bewahrung der historischen Substanz. Aufgrund des unterschiedlichen Erhaltungszustandes des Malereibestandes differenzierten sich die einzelnen Maßnahmen in konservierende und restaurierende.

 

Die Konservierungsmaßnahmen beinhalten:

- Fixieren der pudernden, wischenden und schollenartig aufstehenden Malerei

- Herstellung der Verbindung zum Putzträger (Adhäsion)

- Herstellung der Verbindung von Putzschichten untereinander

- Zerstörungsfreie Freilegung und Reinigung unter Berücksichtigung der Patina

- Erhöhung der Festigkeit (Kohäsion), soweit notwendig

- Randzonensicherung bei Fehlstellen

 

Die Restaurierungsarbeiten beinhalten jene in die Substanz eingreifenden Konservierungsmaßnahmen, erweiterten das Programm aber um die ästhetischen Komponenten der Retusche und partiellen Ergänzung.

Das Schließen von Fehlstellen sowie das Ergänzen fehlender Putzteile erfolgte immer unter den bereits genannten Gesichtspunkten der unverfälschten Bewahrung des vorhandenen Malereibestandes als bedeutendes Zeitdokument.

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Fachlich Beteiligte:

 

Landesamt für Denkmalpflege, Wiesbaden

Restaurator Josef Weimer, Elz

Fachbetrieb für Baudenkmalpflege, Jean Kramer GmbH, Fulda

Institut für Konservierung und Restaurierung, Fulda

 

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Quelle: Faltblatt über die Restaurierungsarbeiten mit farbigen Bildern (erhältlich im Turmmuseum)