Turmmuseum wurde 30 Jahre alt

Seinen 30. Geburtstag hat der Mengerskirchener Turmmuseumsverein gefeiert

 

Dass der Turmmuseumsverein auch nach 30 Jahren lebt, habe er vielen engagierten Mitgliedern zu verdanken, die sich aufopferungsvoll für die Belange des Vereins einsetzten, sagte Bürgermeister und Vereinsvorsitzender Thomas Scholz vor vielen Gästen und Ehrengästen. In einem kurzen Rückblick ging Scholz auf den Aufbau des Museums ein. Der Verlust von Zeitzeugen habe den Verein veranlasst, eine lückenlose und wissenschaftlich fundierte Dokumentation aufzubauen. Mit Texttafeln, der Inventarisierung und dem Zugang zu Informationen werde künftigen Generationen die Lebensweise früherer Generationen nahegebracht. Scholz machte darauf aufmerksam, dass der Museumsverein mit der professionellen Unterstützung von Marga Hilden einen neuen Weg eingeschlagen habe, für Kinder das Museum interessant zu machen. Mit frühkindlicher Museumspädagogik wolle der Verein die Geschichte der Heimat vermitteln.

 

Ausstellung über Janosch

 

In seinem Ausblick verwies Scholz auf die Sonderausstellung „Janosch“ vom 17. April bis 31. Mai 2015 in der Museumsscheune. Er dankte allen Gründern des Vereins für ihren Mut, Fleiß und Engagement. Der heutige Vorstand werde den Verein in ihrem Sinne weiterführen.

Bei der Vorstellung der Chronik ging Ehrenbürgermeister und Vereinsmitbegründer Robert Becker zunächst auf die Geschichte des Marktfleckens Mengerskirchen ein, bevor er auf die Vereinsgründung zu sprechen kam. Fürst Johann Ludwig von Hadamar (1628–1638) ließ die Burg zu einem modernen Schloss umbauen, 1662 erweiterte sein Sohn Moritz das Schloss um ein Wirtschaftsgebäude. In der Folgezeit diente das Gebäude als Amtssitz und Schule. 1979 wurde die Fassade grundlegend saniert und ein Bürgersaal angebaut. Der noch ungenutzte Teil, der Wehr- und Wohnturm, wurde 1984 dem neugegründeten Turmmuseumsverein zum Aufbau eines Museums übergeben. Zum 1. Vorsitzenden wurde damals Karl Joachim Ohly gewählt, die Mitgliederzahl stieg in den ersten Jahren schon auf 84. In den folgenden Jahren wurden unter anderem das Treppenhaus und die Räume in der alten Burg instandgesetzt, die Secco-Malerei in der Kemenate restauriert, die Museumsscheune erworben, das Museum mit vielen Exponaten aufgebaut und fast 20 Sonderausstellungen organisiert, wobei die Ausstellungen „Kerkerbachbahn“ und „Marc Chagall“ herausragten. Die von Becker erstellte Chronik dokumentiert die Erfolgsgeschichte des Turmmuseums und soll Nachschlagewerk und Basis für eine Fortführung sein.

 

Der aufmüpfige Pfarrer

 

Pater Hermann J. Roth referierte über Pfarrer Dr. Hörter, einem Mengerskirchener Pfarrer des vorigen Jahrhunderts, der heute noch im „Hörterhaus“ weiterlebt. Akribisch hat Roth bisher nicht bekannte Daten und Fakten über den im Bistum Limburg abqualifizierten Pfarrer aufgedeckt. In Mengerskirchen war bisher eigentlich nur bekannt, dass Hörter aus seinem Dienst gedrängt wurde, weil er sich gegen die Obrigkeit auflehnte. Pater Hermann Roth entdeckte aber in vielen Schritten seine menschlich und sozial ausgerichtete Einstellung. So setzte er sich in besonderer Weise für die Winkelser Katholiken ein, die auch im Winter zum Gottesdienst nach Mengerskirchen laufen mussten. Für ihn eine Unzumutbarkeit, für Limburg eine Selbstverständlichkeit.

Seine „aufmüpfige“ Lebensweise und Einstellung zur Kirchenobrigkeit führten 1912 dazu, dass er aus dem Kirchendienst verwiesen wurde. Er machte viele Reisen, es zog ihn aber immer wieder nach Mengerskirchen zurück, wo er 1929 an Nierenkrebs starb. Beerdigt wurde er von zwei evangelischen Pfarrern. Pater Hermann J. Roth versprach, weitere Nachforschungen über Dr. Hörter anzustellen und sie zu gegebener Zeit der Gemeinde Mengerskirchen zur Verfügung zu stellen.

Grußworte sprachen der Kreisbeigeordnete Ruprecht Keller, der Erste Gemeindebeigeordnete Helmut Meyer, Pfarrer Walter Henkes und Roland Krumm vom Heimatverein Arborn. Mit einem Auftritt der Stockbirnscher und einem gemütlichen Beisammensein klang die Feier aus.

A. Strieder